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Die Göttliche

          
Zwei Fotos – die Garbo gestern und heute
Fotos: Decker/Süddeutscher Verlag

In einem Luxushotel im berühmten Kurort Klosters kam es vor einigen Tagen zu einer seltsamen Begegnung. Mit vorsichtigen Schritten, auf den Arm ihrer Begleiterin gestützt, bewegte sich eine alte Dame langsam durch den Garten. Ein Schleier verbarg ihr Gesicht. Keiner der anderen Gäste ahnte, daß es sich bei der geheimnisvollen Frau, die jede Begegnung so ängstlich vermied, um Greta Garbo handelte.
     Einem Journalisten war es gelungen, die Identität der Fremden herauszufinden. Er war ihr vor vielen Jahren einmal begegnet. Seit 1949, als sie beschloß, nie wieder einen Film zu drehen, hatte sie keinen Reporter mehr empfangen, er war der erste gewesen, mit dem sie sich auf ein kurzes Gespräch einließ.
     Seitdem hat er immer wieder versucht, an sie heranzukommen – vergeblich. Würde es ihm diesmal, in Klosters, gelingen? Wie es heißt, hat er die Spaziergängerin unter den schattigen alten Bäumen des Hotelgartens entdeckt. Als er auf sie zuging, um sie zu begrüßen, traf ihn ein Blick, der voller Abweisung, ja Haß war, und er erschrak: Es war das Gesicht einer Greisin, die nur noch den einen Wunsch hat, unerkannt zu bleiben, nicht gestört zu werden in ihrer Anonymität.
     "Aber ihre Schönheit, wo ist ihre Schönheit geblieben?" soll jener Journalist nach seinem vergeblichen Versuch eines Interviews fassungslos ausgerufen haben. Ja, wenn wir die Bilder vergleichen, die Garbo aus dem berühmten, 1931 gedrehten Film "Mata Hari", die Garbo als "Königin Christine" 1933 oder als unvergleichliche "Kameliendame" des Jahres 1937, und dann das letzte Foto, auch schon einige Jahre alt: Greta Garbo, das Gesicht gezeichnet von Alter, Resignation, Enttäuschung und Einsamkeit. Da ist nichts mehr von jener Schönheit, die Robert Payne in seiner Garbo-Biographie für die Heyne Filmbibliothek geradezu anbetend beschrieb: "Es war, als hätte Gott ein makelloses Gesicht erschaffen und es in der vollkommensten Form geformt und vollendet. Undenkbar, daß es alt werden könnte.
     Doch das Undenkbare ist geschehen. "Schönheit", schrieb der Dichter Rainer Maria Rilke, "ist des Schrecklichen Anfang, den wir gerade noch ertragen, und wir bewundern sie so, weil sie gelassen verschmäht, uns zu zerstören."
     Am 18. September wird die Garbo, die man wegen ihrer Schönheit "die Göttliche" nannte, 80 Jahre alt.

 

from:   BILD+FUNK     1985
© Copyright by   BILD+FUNK

 

 

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